Montag, 18. Mai 2015

Brown Mountain - Alien Abduction (2014)




BROWN MOUNTAIN – ALIEN ABDUCTION
(Alien Abduction)
USA 2014
Dt. Erstaufführung: 02.12.2014 (DVD-Premiere)
Regie: Matty Beckerman

Es ist ja allgemein bekannt, dass mensch in den USA keine Meile weit gehen kann, ohne von einem übernatürlichen Phänomen überrascht zu werden. Zählt man alle lokalen Geschichten von Monstern, Bigfoots, UFOs und Aliens, Gespenstern und seltsamen Lichtern zusammen ist es erstaunlich, dass die Menschen in den Vereinigten Staaten überhaupt noch zu anderen Dingen kommen als sich gegen nicht-menschliche Entitäten durchzusetzen. Soweit, so albern. Dabei soll gar nicht die Existenz von Dingen geleugnet werden, die sich die Zeugen nicht erklären können (und für die es sicherlich Erklärungen außerhalb des paranormalen Spektrums gibt), sondern lediglich die schiere Masse hinterfragt werden. Brown Mountain ist so ein Ort, an dem man sich besser nicht in der Nacht (und, wie es der Film suggeriert, wohl auch nicht am Tag) aufhält, weil die Chancen gut stehen, von Außerirdischen entführt zu werden. Es kursieren die üblichen Schauermärchen von mysteriösen Lichtern mit anschließender Bekanntschaft in ihrer Motivation undurchdringlichen Kreaturen – kurzum: eine ziemlich dankbare, wenn auch hinlänglich bekannte Prämisse. Regiedebütant Matty Beckerman macht daraus aber einen leidlich unterhaltsamen Found-Footage-Thriller, der eher durch seine Klischee-Checkliste auffällt anstatt durch seine Fähigkeit, eine involvierende Atmosphäre zu generieren.

Der 11-jährige Riley (Riley Polanski) befindet sich mit seiner Familie auf einem Campingtrip rund um Brown Mountain, North Carolina. Als Therapie hat der autistische Junge die Aufgabe erhalten, sein Leben in einem Videotagebuch festzuhalten, was er auch brav verfolgt. Eines Nachts werden Riley und seine zwei Geschwister von einem hellen Licht geweckt und beobachten sternenähnliche Objekte, die auf ungewöhnliche Weise über den Himmel manövrieren. Am nächsten Tag spielt das Navigationsgerät des Autos verrückt und die Familie landet mit einem kaum noch Treibstoff enthaltenen Auto auf einer einsamen Straße mitten im Nirgendwo, wo sie durch eine verwaiste Autoflotte in einem Tunnel gestoppt werden. Allem Anschein nach wurden die Menschen gewaltsam aus ihren Fahrzeugen gezerrt. Bei ihren Nachforschungen stößt die Familie schnell auf die Hintermänner des Ganzen – und die sind weder menschlich noch freundlich.

Brown Mountain – Alien Abduction bietet all das, was man von einer Geschichte dieser Art erwartet: ausfallende Technik (nur Rileys Kamera zeigt eine bemerkenswerte Resilienz), einsame Landstriche, Aliens, die während ihrer Verfolgung der Protagonisten diesen Zeit für „charakterbildende“ Dialoge lassen. Und natürlich Figuren, die blöde Fehler begehen, wie sie sich für einen Horrorfilm gehören. Wer behält bei einem Campingausflug beispielsweise nicht die Tanknadel im Auge? Und wer würde bei einer unheimlichen Situation wie der am Tunnel wirklich aussteigen, anstatt umzudrehen und schleunigst das Weite suchen? Und warum wartet ein Alien seelenruhig in einem Auto, nur um im richtigen Moment die Männer der Familie zu Tode zu erschrecken? Letzteres ist zumindest leicht zu beantworten: weil der Film sich für keinen Jump Scare zu schade ist. Diese „Buh!“-Momente sind vorhersehbar und selten effektiv, weil sie zudem mit einer gewissen unfreiwilligen Komik daherkommen. Nicht nur, dass einem Aggressor in Signs – Zeichen Manier die Tür vor der Nase zugeschlagen wird (haben sie etwa Probleme damit?), ihre Technik ist so ausgefeilt, dass sie Menschen praktisch überall ausspüren, in ihr Raumschiff saugen und ggf. dabei töten können, aber wehe, sie verstecken sich mit einer Kamera (augenscheinlich liegt den Aliens die Manipulation und Aufspürung von menschlicher Technik im Blut) im Unterholz. Durch die leicht schleppende Inszenierung, die mit dem Erreichen der obligatorischen einsamen Waldhütte inklusive misstrauischen Redneck ziemlich an Zugkraft verliert, fallen diese Fauxpas bereits bei der Sichtung auf und nicht erst in der Analyse – ein Fehler bei jedem Horrorfilm.

Dabei versuchen die Darsteller möglichst viel aus den dünnen Charakteren herauszuholen, auch wenn sie nie wie eine Familie wirken. Immerhin ist die Erklärung, warum Riley in so ziemlich jeder Situation seine Kamera auf das Geschehen richtet, annehmbar und bringt den Film nicht in solch eine Bredouille wie ähnliche Produktionen, bei denen die erkennbare Kinematografie auch in Extremsituationen stets etwas mehr suspension of disbelief erfordert. Ansonsten ist es ein Film von der Stange mit den üblichen unkreativen Aliens (die stets nackt sind – oder fleischfarbende Anzüge tragen), viel Geschrei, wenig Effektivität und dem diskreten Charme der Langeweile, was bei gerade einmal 85 Minuten Laufzeit doch ziemlich erstaunlich ist. Auch dass man den finalen „Twist“ verrät, der zudem ziemlich plump daherkommt (das Raumschiff operiert also aus solch niedriger Höhe heraus? Und die Kamera hat augenscheinlich ein gänzlich sturzunempfindliches Titangehäuse?), trägt nicht gerade zu einem positiven Gesamteindruck bei. Brown Mountain – Alien Abduction ist ein Trashfilm, der vielleicht noch in einer gut aufgelegten Teenagerrunde einigermaßen funktionieren mag, kaum aber jenseits davon.




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