Dienstag, 4. Juni 2013

Star Trek II - Der Zorn des Khan (1982)




STAR TREK II – DER ZORN DES KHAN
(Star Trek II: The Wrath of Khan)
USA 1982
Dt.
Erstaufführung: 04.11.1982
Regie: Nicholas Meyer

ACHTUNG! In diesem Review befindet sich ein Spoiler, der allerdings wahrscheinlich schon allgemein bekannt ist. Aber nur für den Fall, dass es bei dem einen oder anderen Leser nicht so ist, schicke ich diese Warnung vor.

Einen teuren Kinofilm basierend auf einer zunächst mäßig erfolgreichen TV-Serie zu finanzieren, ist ein Risiko: Fühlen sich auch noch andere Kinogänger angesprochen, nicht nur der generische Fan? Eine Fortsetzung zu einem ersten Teil in Auftrag zu geben, der ziemlich unschmeichelhafte Spitznamen wie The Motionless Picture bekommen hatte, ist ein noch größeres Risiko. Und diesen zweiten Teil auch noch als Fortsetzung einer einzelnen TV-Episode zu inszenieren, ist ein Wagnis, das in der heutigen Studiolandschaft womöglich nicht wieder vorkommen würde. Umso dankbarer kann man sein, dass anno 1982 all diese Risiken eingegangen wurden, um einen der besten Star Trek-Filme überhaupt auf die Leinwand zu bringen.

Der titelgebende Zorn des Khan rührt aus der Episode Der schlafende Tiger her. Damals wurde Khan (Ricardo Montalban) zusammen mit seinen Anhängern von der Crew der Enterprise an Bord ihres Raumschiffes, der Botany Bay, im Kälteschlaf aufgefunden. Einmal aufgeweckt entpuppten sich Khan und die Seinen als genetisch optimierte Supermenschen, Khan gar als Dikator, der einst einen nicht unerheblichen Prozentsatz der Erde beherrschte, nach einem Umsturz aber mit 95 Gefolgsleuten die Flucht in den Weltraum antrat. Nach seinem Versuch, Kirk zu töten und die Kontrolle über die Enterprise zu erlangen wurde Khan mitsamt seiner Mannschaft auf dem Planeten Ceti Alpha V ins Exil geschickt. Der Film greift die Frage auf, wie es den Verbannten wohl ergangen ist. Durch eine Verkettung von Zufällen fällt Khan nicht nur ein Föderationsraumschiff in die Hände, es gelingt ihm auch, das auf der Raumstation Regula Eins entwickelte Genesis-Projekt in seine Gewalt zu bekommen. Dieses von Dr. Carol Marcus (Bibi Besch), einer alten Liebe von Capatain Kirk (William Shatner), entwickelte Forschungsprojekt hat das Potenzial, Leben zu erschaffen. In den falschen Händen könnte man es aber auch als Waffe einsetzen. Unschwer zu erraten, zu welcher Verwendung der von Rachegelüsten getriebene Khan tendiert. So sieht sich Kirk mit seiner Mannschaft unversehens von einem Routine-Manöver in ein neues, lebensbedrohliches Abenteuer katapultiert, in dem mehr als ein Geist seiner Vergangenheit auf ihn wartet…

Nach dem unausgegorenen Start mit Der Film ist Der Zorn des Khan Star Trek at it’s best. Die Schauspieler müssen nicht erst mühsam in ihre Rollen finden, von vornherein schlüpfen Shatner, Nimoy, Kelley und die anderen in ihre Figuren wie in bequeme Kleidung. Die quirligen Dialoge sind von vornherein da und der Film findet ein nahezu perfektes Maß wenn es darum geht, Star Trek-übliche Ideen und spannend inszenierte Actionszenen zu einem äußerst unterhaltsamen Ganzen zusammenzuführen. Die Brechungen und die Tempo-Probleme, die Der Film so mitunter schwierig zu genießen machten, sind hier nicht vorhanden, alles fügt sich zu einem harmonischen Ganzen zusammen.

Besonders hervorzuheben ist, dass Der Zorn des Khan auch ohne detailliere Kenntnisse von Der schlafende Tiger funktioniert. Es gibt die nötigen Erklärungen, die Kenner nicht unter- und Novizen nicht überfordern. Außerdem ist Ricardo Montalban mit einer solchen Präsenz gesegnet, dass sein Khan sofort als wirkliche Bedrohung wahrgenommen wird. Auch hier liegt einer der Schlüssel für den Erfolg des Films: es geht nicht um galaktische Wolken und feindliche Spezies, es geht um einen im Grunde intimen Konflikt, der als Konsequenz des Handelns Kirk gezeigt wird. Im Laufe der Serie hat der Captain viele fragwürdige Dinge getan und dass dies nun etwas nach sich zieht bereichert den Star Trek-Kosmos ungemein. Außerdem hat der Kampf mit Khan weitere Konsequenzen, die von dem Mut des Macher zeugen: Spock stirbt. Eine deratig beliebte Figur zu töten – mehr noch, sie in Sorge um ihre Freunde umzubringen und so gleichzeitig die Würde der Rolle und die innere Sinnsuche des Vulkaniern logisch (no pun intended) abzuschließen, ist ein großer Schritt. Und auch wenn Der Zorn des Khan am Ende bereits die Möglichkeit der Rückkehr Spocks wenig subtil ankündigt, muss man doch Respekt vor der Entscheidung haben. Zwei Jahre Wartezeit bis Star Trek III – in jenen Prä-Internet-Tagen muss dies eine sehr, sehr lange Zeit gewesen sein. Das die Sequenz trotz der Sentimentalität (Scotty spielt Dudelsack auf Spocks Beerdigung!) erstaunlich effektiv ist, wirkt dabei schon fast wie eine Randnotiz.

Der Zorn des Khan ist eskapistisches Popcorn-Kino in seiner besten Form. Unterhaltsam, kurzweilig, mitreißend und dabei nicht dumm – Star Trek II ist so, wie Gene Roddenberrys Universum in seinen besten Momenten stets war. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass nach dem holprigen Start in die Kinoexistenz nun doch viel von dem auf die Leinwand gehievt werden konnte, was Fans an Star Trek so schätzen. Wer vorher schon partout nichts mit dem Franchise anfangen konnte, der wird auch durch Star Trek II wohl kaum zum Jünger des Kirk. Für alle anderen hält der Film zwei Stunden exzellente Unterhaltung parat.




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