FRANKENWEENIE
USA 2012
Dt. Erstaufführung: 24.01.2013
Regie: Tim Burton
USA 2012
Dt. Erstaufführung: 24.01.2013
Regie: Tim Burton
1984 drehte Tim Burton einen
Live-Action-Kurzfilm mit Shelley Duvall, David Stern und Barrett Oliver. Der
Name des Films: Frankenweenie.
Inhalt: Ein Junge erweckt seinen überfahrenden Hund wieder von den Toten auf.
Dieses simple Konzept scheint den Regisseur nie ganz losgelassen zu haben, denn
28 Jahre später präsentiert er uns dieses Remake: in schwarz/weiß und mit der
unverwüstlichen Stop-Motion-Tricktechnik in Szene gesetzt, die schon King Kong
anno 1933 das Laufen lehrte. Das Endergebnis ist nicht auf dem gleichen Level
wie Burtons andere animierten Outings (Nightmare Before Christmas), aber trotz
einiger Probleme ein unterhaltsamer, surrealer Trip vor allem für ältere
Zuschauer. Die Freigabe FSK ab 12 hat ihre Berechtigung.
Victor und sein Hund Sparky sind die besten Freunde.
Zusammen gehen sie nicht nur durch dick und dünn, sie drehen auch im heimischen
Garten erste Monsterfilme mit Sparky in der Hauptrolle. Als der Hund von einem
Auto überfahren wird, bricht für Viktor eine Welt zusammen, doch ein Experiment
im Wissenschaftsunterricht seiner Schule bringt ihn auf eine Idee. Er exhumiert
Sparky, flickt ihn wieder zusammen und lässt ihn beim nächsten Gewitter vom
Blitz treffen. Und wirklich, es funktioniert: Sparky erwacht zu neuem Leben ist
wird fortan mit Strom betrieben. Allerdings bleibt Vikrors Geheimnis nicht
lange unentdeckt und als sich diverser Klassenkameraden sich seiner Ideen
bemächtigen, um ihrerseits ihre toten Haustiere wiederzubeleben, gerät die Lage
außer Kontrolle.
Vor allem in seinen Trickfilmen, egal ob als Produzent oder
Regisseur, lässt Tim Burton seiner makaberen Phantasie freien Lauf. Frankenweenie ist, wie könnte es anders
sein, da keine Ausnahme. Ausgebuddelte Hundeleichen, wiederbelebte Körper, von
denen auch schon mal wieder Teile abfallen, das Burton-typische Design der
Figuren – dies ist wahrlich kein Film, der etwas mit der gängigen Ästhetik des
produzierenden Disneystudios zu tun hat. Dabei erinnert die Gestaltung etwas zu
sehr an den vorangegangenen Animationsfilm Corpse
Bride – Hochzeit mit einer Leiche. Nicht nur, dass die Hauptfigur wieder
Victor heißt, die beiden sehen sich auch recht ähnlich. Der Rest der Figuren
ist mit Ausnahme des Wissenschaftslehrers, der wie die Burton-Version von
Vincent Price aussieht und des Bürgermeisters, der Ähnlichkeiten mit Helmut
Kohl aufweist, recht vergessenswert, trotz der Inszenierung als Archetypen der
Horrorfilms. Einer von Victors Klassenkameraden wirkt wie Igor, Gehilfe
Frankensteins, ein anderer wie Frankensteins Monster bzw. Boris Karloff. Das love interest Elsa trägt den Nachnamen
Van Helsing und bricht eine Brücke in die Welt von Dracula und im sinistren
Toshiaki mag man gar eine Reminiszenz an Dreißiger-Jahre-Serials á la Flash Gordon und ihre ethnisch nicht
sehr feinfühligen Charaktere wie in diesem Falle Ming the Merciless erkennen.
Oder einfach als Ausrede, um später im Film eine Godzilla-artige Kreatur auf die Stadt loszulassen.
Damit kann man dann auch gleich zum größten Schwachpunkt des
Films kommen. Die nach Sparky wiederbelebten Tiere laufen Amok, darunter eine
eben zum Godzilla mutierte Schildkröte, eine Horde Urzeitkrebse und eine
blutrünstige Ratte. Diese Hommage an alte Monsterfilme, die eigentlich schon zu
Beginn durch Viktors Films geschah, will nicht so ganz zu dem klugen Rest des
Werks passen, das intelligente Fragen zur wissenschaftlichen Ethik stellt, die
vor allem in den großartigen Dialogen von Mr. Rzykruski, dem Lehrer, zum
Ausdruck kommen. Frankenweenie traut
sich, das Thema Tod offen und ohne Scheu zu thematisieren, sein etwas
aufgesetzt wirkendes Monsterfinale, dass in einem zweiten Showdown mündet, der
direkt auf Frankenstein bezogen ist,
wirkt dabei fast schon störend. Im thematisch ähnlich gelagerten ParaNorman wurden die leisen und die
lauten Elemente flüssiger ineinander geführt als hier.
Frankenweenie ist
ein intimer Film. Dass Burton 28 (!) Jahre nach seinem Kurzfilm die Geschichte erneut
aufgreift und sie auch noch in schwarz/weiß (das im Übrigen für diverse
hervorragende Bildeffekte genutzt wird) inszeniert, also nicht nur inhaltlich,
sondern auch formal ein Wagnis eingeht, spricht dafür, dass die Geschichte
eines Jungen mit Hang zum Monstertrash und der unauslöschlichen Liebe zu seinem
Hund wohl näher an seinem Herzen ist als manch anderer Stoff. Dem Film fehlt
zwar der überbordende Einfallsreichtum von Nightmare
Before Christmas und der teuflisch-süffisante Unterhaltungswert von Corpse Bride, aber 80 Minuten kann man
auch weitaus schlechter verbringen. Und wenn man Frankenweenie nur nutzt, um sich a) von der Vitalität der
Stop-Motion-Animation zu überzeugen und b) nachzusehen, wie viele Verweise auf
die Vergangenheit des Kinos man in der Laufzeit unterbringen kann. Kleiner
Tipp: Es sind einige.
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