MONTY PYTHON – DAS
LEBEN DES BRIAN
(Monty Python’s Life
of Brian)
Großbritannien 1979
Dt. Erstaufführung: 14.08.1980
Regie: Terry Jones
Dt. Erstaufführung: 14.08.1980
Regie: Terry Jones
Nach einem
Kompilationsfilm und einer günstigen Suche nach dem Heiligen Gral war es für
die britische Formation Monty Python an der Zeit, etwas Größeres zu wagen. So entstand
fern der englischen Heimat in Tunesien der auch inhaltlich deutlich
ambitioniertere Das Leben des Brian,
sicherlich der kontroverseste, aber auch beste Film der Komiker. Wobei die
Kontroverse nur zum Erfolg des Werks beigetragen hat. Wie immer war das, was
von einigen als besonders verwerflich eingestuft wurde, ausnehmend interessant
und bescherte den Kinos, die Das Leben
des Brian ins Programm nahmen, hohe Einnahmen. Schweden konnte gar mit dem
hübschen Spruch "Der Film ist so witzig, dass er in Norwegen nicht gezeigt
werden darf" werben, weil die Satire im Nachbarland zunächst verboten
wurde. Wie so oft muss und sollte man an dieser Stelle die Frage stellen, ob
der Film seiner Reputation überhaupt gewachsen ist, ob die Diskussionen, die um
ihn geführt wurden nicht interessanter daherkommen als der Film selbst. Derlei
Einwände sind allerdings obsolet, denn Das
Leben des Brian ist auch abseits der Kontroverse ein hervorragender Film,
der von der Aufregung nur profitiert: die Schmähungen, die er von religiöser
Seite erfahren musste, kristallisieren nur seine bissige Kritik an
weltanschaulicher und politischer Engstirnigkeit heraus.
Das Jahr 0 der
christlichen Zeitrechnung: in einer Nacht in Nazareth werden zwei Kinder
geboren. Eins davon wird dereinst von einer Religion als Sohn Gottes verehrt werden,
das andere wird einfach Brian (Graham Chapman) sein. 33 Jahre später predigt
einer von ihnen zu den Menschen, während der Andere unversehens an eine Gruppe
Revoluzzer gerät, die das Land von der römischen Vorherrschaft befreien wollen.
Der einsame, Anschluss suchende Brian wird in Folge seiner
Untergrundtätigkeiten zum Propheten und Messias wider Willen...
1979
veröffentlicht, schafft es Das Leben des
Brian auch Jahrzehnte später ähnlich frisch zu erscheinen wie sein
Vorgänger Die Ritter der Kokosnuß.
Was der eine für die Spielarten des Genrefilms ist, ist dieser für religiöse
Bigotterie. Dabei ist es bemerkenswert, wie wenig der Film beispielsweise den
Charakter Jesus antastet - es gibt keinen Zweifel daran, dass er eine
außergewöhnliche, vielleicht wirklich göttliche Erscheinung ist, er wird in den
kurzen Passagen, in denen er als Protagonist auftritt, mit Respekt behandelt.
Die Kritik und damit auch die Satire richtet sich vielmehr gegen alles, was in
seinem (oder anderen weltanschaulich konnotierten) Namen auch heute noch auf
der Erde geschieht. So zeigt Das Leben
des Brian in überspitzer Form, wie schnell und gründlich man eine Botschaft
von Liebe und Verständnis als Vorwand nehmen kann, sich gegenseitig die Schädel
einzuschlagen. Und die wirren Verflechtungen von Religion und Politik sind
ständig präsent.
So gehört es
sicherlich zu den besten Elementen, wenn aus dem Film neben der religiösen
Satire eben auch eine politische wird. Gruppierungen, die ein und dasselbe Ziel
haben, bekämpfen sich lieber gegenseitig als sich gegen den gemeinsamen Gegner
zu verbünden. Eifer ersetzt Pragmatismus, Selbstherrlichkeit überstrahlt die
Agenda. Natürlich lässt der Film auch keinen Zweifel daran, dass er eine
Verquickung von weltlicher und religiöser Macht nicht gutheißen kann, da er die
Parallelen, die sich gerade im Ereiferungspotenzial zeigen, süffisant
herausarbeitet.
Ist Das Leben des Brian nun blasphemisch?
Kritiker und Fans des britischen Humors sind sich seit 1979 einig, dass dem
nicht so ist, in den negativsten Fällen wird der dritte Monty-Python-Film
bestenfalls als belanglos-albern abgetan. Religiöse Gefühle kann er nur dann
verletzen, wenn sich der Träger jener Gefühle insgeheim nicht sattelfest genug
in selbigen empfindet. Denn wer Religion als einzig sakrales Etwas begreift, dass
nie hinterfragt werden, geschweigen denn Ausgangspunkt für heiteres Gelächter
sein darf, wenn man nicht die auch oft lächerlichen Begleiterscheinungen, die
Religion und ihre Gefolgschaft nun mal mit sich bringen, offen ansprechen kann,
dann verkommt die Weltanschauung zum inhaltsleeren Kult, zum Totentanz, der nur
um seiner selbst willen praktiziert wird. Da es sich bei Religionen um
Machtgefüge handelt und niemand freiwillig und bereitwillig Macht abgibt, wohnt
ihnen durch ihre (oftmals, man muss es einfach sagen, hörige) Gefolgschaft von
jeher der Reflex inne, sie gegen alles, was auch nur im Entferntesten nach
Kritik klingt, zu verteidigen. Dass viele der Boykottierer von damals den Film
nicht gesehen hatten und mit teils
abstrusen Ausreden von diesem Umstand ablenken wollten, ist dabei schon fast
systemrelevant.
So bleibt es
dabei, dass der bei allen albernen Einfällen äußerst klug daherkommende (und
meistens einfach urkomische) Das Leben
des Brian ein hervorragender Film ist, der alle Mittel der Satire nutzt, um
die wahrlich haarsträubenden Aspekte dessen herauszukehren, was für viele
Menschen einen (manchmal viel zu großen) Stellenwert im Leben hat. Brian
fungiert im Film stets als Beobachter, der ob der Sinnlosigkeit seiner Umgebung
zu verzweifeln droht. Auch Jahrzehnte später steht Das Leben des Brian wie ein Fels in der Brandung in einer Welt, in
der sich Menschen wegen den angeblichen Aufträgen nicht beweisbarer Wesen immer
noch massenhaft ermorden. Monty Pythons Meisterwerk ist ein Ventil für alle,
denen nach der Tagesschau auch oft nicht mehr einfällt als: "You silly socks."
Jahaaaa, definitiv Monty Pythons Meisterwerk. Unglaublich witzig und immer wieder anschaubar...
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