Montag, 8. September 2014

Monty Python - Das Leben des Brian (1979)




MONTY PYTHON – DAS LEBEN DES BRIAN
(Monty Python’s Life of Brian)
Großbritannien 1979
Dt. Erstaufführung: 14.08.1980
Regie: Terry Jones

Nach einem Kompilationsfilm und einer günstigen Suche nach dem Heiligen Gral war es für die britische Formation Monty Python an der Zeit, etwas Größeres zu wagen. So entstand fern der englischen Heimat in Tunesien der auch inhaltlich deutlich ambitioniertere Das Leben des Brian, sicherlich der kontroverseste, aber auch beste Film der Komiker. Wobei die Kontroverse nur zum Erfolg des Werks beigetragen hat. Wie immer war das, was von einigen als besonders verwerflich eingestuft wurde, ausnehmend interessant und bescherte den Kinos, die Das Leben des Brian ins Programm nahmen, hohe Einnahmen. Schweden konnte gar mit dem hübschen Spruch "Der Film ist so witzig, dass er in Norwegen nicht gezeigt werden darf" werben, weil die Satire im Nachbarland zunächst verboten wurde. Wie so oft muss und sollte man an dieser Stelle die Frage stellen, ob der Film seiner Reputation überhaupt gewachsen ist, ob die Diskussionen, die um ihn geführt wurden nicht interessanter daherkommen als der Film selbst. Derlei Einwände sind allerdings obsolet, denn Das Leben des Brian ist auch abseits der Kontroverse ein hervorragender Film, der von der Aufregung nur profitiert: die Schmähungen, die er von religiöser Seite erfahren musste, kristallisieren nur seine bissige Kritik an weltanschaulicher und politischer Engstirnigkeit heraus.

Das Jahr 0 der christlichen Zeitrechnung: in einer Nacht in Nazareth werden zwei Kinder geboren. Eins davon wird dereinst von einer Religion als Sohn Gottes verehrt werden, das andere wird einfach Brian (Graham Chapman) sein. 33 Jahre später predigt einer von ihnen zu den Menschen, während der Andere unversehens an eine Gruppe Revoluzzer gerät, die das Land von der römischen Vorherrschaft befreien wollen. Der einsame, Anschluss suchende Brian wird in Folge seiner Untergrundtätigkeiten zum Propheten und Messias wider Willen...

1979 veröffentlicht, schafft es Das Leben des Brian auch Jahrzehnte später ähnlich frisch zu erscheinen wie sein Vorgänger Die Ritter der Kokosnuß. Was der eine für die Spielarten des Genrefilms ist, ist dieser für religiöse Bigotterie. Dabei ist es bemerkenswert, wie wenig der Film beispielsweise den Charakter Jesus antastet - es gibt keinen Zweifel daran, dass er eine außergewöhnliche, vielleicht wirklich göttliche Erscheinung ist, er wird in den kurzen Passagen, in denen er als Protagonist auftritt, mit Respekt behandelt. Die Kritik und damit auch die Satire richtet sich vielmehr gegen alles, was in seinem (oder anderen weltanschaulich konnotierten) Namen auch heute noch auf der Erde geschieht. So zeigt Das Leben des Brian in überspitzer Form, wie schnell und gründlich man eine Botschaft von Liebe und Verständnis als Vorwand nehmen kann, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen. Und die wirren Verflechtungen von Religion und Politik sind ständig präsent.

So gehört es sicherlich zu den besten Elementen, wenn aus dem Film neben der religiösen Satire eben auch eine politische wird. Gruppierungen, die ein und dasselbe Ziel haben, bekämpfen sich lieber gegenseitig als sich gegen den gemeinsamen Gegner zu verbünden. Eifer ersetzt Pragmatismus, Selbstherrlichkeit überstrahlt die Agenda. Natürlich lässt der Film auch keinen Zweifel daran, dass er eine Verquickung von weltlicher und religiöser Macht nicht gutheißen kann, da er die Parallelen, die sich gerade im Ereiferungspotenzial zeigen, süffisant herausarbeitet.

Ist Das Leben des Brian nun blasphemisch? Kritiker und Fans des britischen Humors sind sich seit 1979 einig, dass dem nicht so ist, in den negativsten Fällen wird der dritte Monty-Python-Film bestenfalls als belanglos-albern abgetan. Religiöse Gefühle kann er nur dann verletzen, wenn sich der Träger jener Gefühle insgeheim nicht sattelfest genug in selbigen empfindet. Denn wer Religion als einzig sakrales Etwas begreift, dass nie hinterfragt werden, geschweigen denn Ausgangspunkt für heiteres Gelächter sein darf, wenn man nicht die auch oft lächerlichen Begleiterscheinungen, die Religion und ihre Gefolgschaft nun mal mit sich bringen, offen ansprechen kann, dann verkommt die Weltanschauung zum inhaltsleeren Kult, zum Totentanz, der nur um seiner selbst willen praktiziert wird. Da es sich bei Religionen um Machtgefüge handelt und niemand freiwillig und bereitwillig Macht abgibt, wohnt ihnen durch ihre (oftmals, man muss es einfach sagen, hörige) Gefolgschaft von jeher der Reflex inne, sie gegen alles, was auch nur im Entferntesten nach Kritik klingt, zu verteidigen. Dass viele der Boykottierer von damals den Film nicht gesehen hatten und  mit teils abstrusen Ausreden von diesem Umstand ablenken wollten, ist dabei schon fast systemrelevant.

So bleibt es dabei, dass der bei allen albernen Einfällen äußerst klug daherkommende (und meistens einfach urkomische) Das Leben des Brian ein hervorragender Film ist, der alle Mittel der Satire nutzt, um die wahrlich haarsträubenden Aspekte dessen herauszukehren, was für viele Menschen einen (manchmal viel zu großen) Stellenwert im Leben hat. Brian fungiert im Film stets als Beobachter, der ob der Sinnlosigkeit seiner Umgebung zu verzweifeln droht. Auch Jahrzehnte später steht Das Leben des Brian wie ein Fels in der Brandung in einer Welt, in der sich Menschen wegen den angeblichen Aufträgen nicht beweisbarer Wesen immer noch massenhaft ermorden. Monty Pythons Meisterwerk ist ein Ventil für alle, denen nach der Tagesschau auch oft nicht mehr einfällt als: "You silly socks."



1 Kommentar:

  1. Jahaaaa, definitiv Monty Pythons Meisterwerk. Unglaublich witzig und immer wieder anschaubar...

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