7 ZWERGE – MÄNNER
ALLEIN IM WALD
Deutschland 2004
Dt. Erstaufführung: 28.10.2004
Regie: Sven Unterwaldt
Deutschland 2004
Dt. Erstaufführung: 28.10.2004
Regie: Sven Unterwaldt
Nach dem nach künstlerischen
Gesichtspunkten durchaus treffend titulierten Otto – Der Katastrofenfilm schien eine Überlegung die Runde gemacht
zu haben: Kann Otto Waalkes allein noch einen Film tragen? Die Antwort war
offensichtlich ein klares Nein, weshalb er sich für sein nächstes Projekt jede
Hilfe suchte, die er finden konnte. Heraus kam 7 Zwerge – Männer allein im Wald, eine an den Auswüchsen des
Privatfernsehens geschulte Nummernrevue, deren Qualität zwischen furchtbar und
kaum zu ertragen oszilliert. Kurioserweise ist der Film sehr viel weniger als
die Summe seiner Teile, denn obwohl gefühlt jedes Gesicht, über das man sich in
Deutschland in den 2000ern amüsierte, auftaucht, ist der Film ein
humoristisches schwarzes Loch.
Im finsteren Unterwald residiert die von der Welt und den
Frauen enttäuschte Männer-WG der sieben Zwerge. Angeführt von Brummboss (Hein
Hoenig) leben Bubi (Otto Waalkes), Tschako (Mirco Nontschew), Sunny (Ralf
Schmitz), Cloudy (Boris Aljinovic), Cookie (Markus Majowski) und Speedy (Martin
Schneider) in den Tag hinein und vertreiben sich die Zeit mit „Zwergenhalma“ –
sich gegenseitig Bretter vor den Kopf schlagen. Als sich das schöne
Schneewittchen (Cosma Shiva Hagen) in ihren Wald verirrt, steht ihre Welt Kopf.
Und als dann auch noch die böse Königin (Nina Hagen) auf den Plan tritt und
Schneewittchen entführt, müssen die zipfelmützigen Einsiedler gar ihr Refugium
verlassen und ihr zur Hilfe eilen…
Als wenig zielgerichtete Märchenparodie bedient sich 7 Zwerge vor allem des Disneyklassikers Schneewittchen und die sieben Zwerge von
1937, der erkannte, dass in den Zwergen sowohl eigenständige Persönlichkeiten
als auch enormer Unterhaltungswert stecken. So sind die Figuren, wie es sich
für Kindertheater gehört, stereotyp einfach zu unterscheiden. Dabei geht es
aber nicht darum, eine Geschichte in irgendeiner Form zu erzählen, der Film lebt
ausschließlich vom Platzieren bekannter Gesichter. Da springt Atze Schröder als
Hofnarr ins Bild oder Rüdiger Hoffmann gibt den Zauberspiegel. Helge Schneider
erscheint als Gandalf-Reminiszenz und liefert den besten Moment des ganzen
Films ab, während Harald Schmidt augenscheinlich nicht so ganz weiß, was jemand
von seinem Kaliber eigentlich in solch einem Film verloren hat. Denn abgesehen
von den letzten beiden Genannten sind die Humoristen eher die Männer fürs
Gröbere und präsentieren sich in den Rollen, die das geneigte Publikum schon
von den meistens unsäglichen Shows auf RTL und SAT.1 kennt. So muss man sich
auch noch über Tom Gerhardts Proll-Figur ärgern oder über Helmut Zerlett
wundern. Ein strunzdummes Wortspiel mit den phonetischen Ähnlichkeiten zwischen
„Jäger“ und „Neger“ wird gar mehrfach verwendet, was exemplarisch für das
Humorniveau von 7 Zwerge stehen kann.
Es ist nichts gegen mehr oder minder unzusammenhängende
Gagnummern zu sagen, aber 7 Zwerge
ist weit von der Qualität eines Bananas
von Woody Allen oder Monty Pythons
wunderbare Welt der Schwerkraft entfernt. Der Humor ist bieder, nicht
anarchisch und erschöpft sich in einer bemerkenswerten Bräsigkeit. Eine gewisse
Muffigkeit hängt über dem Ganzen, besonders gut illustriert durch Zipfelmützen,
die als Phallussymbol herhalten müssen. Da lacht der Spießbürger. Das
Unvermögen des Films geht so weit, dass nicht einmal eine Jurassic Park-Anleihe sauber durchgeführt wird. War es zu viel
verlangt, eine Gitarrensaite unter dem Tisch zu befestigen, um den
Wasserglaseffekt zu replizieren? Letztlich ist alles Geschmackssache, wie
immer, aber es fällt doch schwer, sich Menschen vorzustellen, die sich von 7 Zwerge bestens unterhalten fühlen und
sich jenseits der frühen Pubertät aufhalten.
Einzig die handwerkliche Qualität des Films ist in Ordnung,
die Sets und die Requisiten sind liebevoll gemacht, ebenso die Kostüme, und der
Soundstage-Charme ist ohnehin eine ganz eigene Sache. Doch was nützt es, wenn
alles andere eine Zumutung ist, von der hölzernen Regie Sven Unterwaldts bis zu
den peinlichen Eskapaden wie dem schon erwähnten „Zwergenhalma“? 7 Zwerge ist Kino der aktiven
Zuschauerbeleidigung, auf Autopilot inszeniert und so dümmlich, dass es niemals
gut werden kann. Urplötzlich erscheint ein weiteres Otto-Soloprojekt wie das
bedeutend kleinere Übel.
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