Montag, 7. Juli 2014

7 Zwerge - Männer allein im Wald (2004)




7 ZWERGE – MÄNNER ALLEIN IM WALD
Deutschland 2004
Dt. Erstaufführung: 28.10.2004
Regie: Sven Unterwaldt

Nach dem nach künstlerischen Gesichtspunkten durchaus treffend titulierten Otto – Der Katastrofenfilm schien eine Überlegung die Runde gemacht zu haben: Kann Otto Waalkes allein noch einen Film tragen? Die Antwort war offensichtlich ein klares Nein, weshalb er sich für sein nächstes Projekt jede Hilfe suchte, die er finden konnte. Heraus kam 7 Zwerge – Männer allein im Wald, eine an den Auswüchsen des Privatfernsehens geschulte Nummernrevue, deren Qualität zwischen furchtbar und kaum zu ertragen oszilliert. Kurioserweise ist der Film sehr viel weniger als die Summe seiner Teile, denn obwohl gefühlt jedes Gesicht, über das man sich in Deutschland in den 2000ern amüsierte, auftaucht, ist der Film ein humoristisches schwarzes Loch.

Im finsteren Unterwald residiert die von der Welt und den Frauen enttäuschte Männer-WG der sieben Zwerge. Angeführt von Brummboss (Hein Hoenig) leben Bubi (Otto Waalkes), Tschako (Mirco Nontschew), Sunny (Ralf Schmitz), Cloudy (Boris Aljinovic), Cookie (Markus Majowski) und Speedy (Martin Schneider) in den Tag hinein und vertreiben sich die Zeit mit „Zwergenhalma“ – sich gegenseitig Bretter vor den Kopf schlagen. Als sich das schöne Schneewittchen (Cosma Shiva Hagen) in ihren Wald verirrt, steht ihre Welt Kopf. Und als dann auch noch die böse Königin (Nina Hagen) auf den Plan tritt und Schneewittchen entführt, müssen die zipfelmützigen Einsiedler gar ihr Refugium verlassen und ihr zur Hilfe eilen…

Als wenig zielgerichtete Märchenparodie bedient sich 7 Zwerge vor allem des Disneyklassikers Schneewittchen und die sieben Zwerge von 1937, der erkannte, dass in den Zwergen sowohl eigenständige Persönlichkeiten als auch enormer Unterhaltungswert stecken. So sind die Figuren, wie es sich für Kindertheater gehört, stereotyp einfach zu unterscheiden. Dabei geht es aber nicht darum, eine Geschichte in irgendeiner Form zu erzählen, der Film lebt ausschließlich vom Platzieren bekannter Gesichter. Da springt Atze Schröder als Hofnarr ins Bild oder Rüdiger Hoffmann gibt den Zauberspiegel. Helge Schneider erscheint als Gandalf-Reminiszenz und liefert den besten Moment des ganzen Films ab, während Harald Schmidt augenscheinlich nicht so ganz weiß, was jemand von seinem Kaliber eigentlich in solch einem Film verloren hat. Denn abgesehen von den letzten beiden Genannten sind die Humoristen eher die Männer fürs Gröbere und präsentieren sich in den Rollen, die das geneigte Publikum schon von den meistens unsäglichen Shows auf RTL und SAT.1 kennt. So muss man sich auch noch über Tom Gerhardts Proll-Figur ärgern oder über Helmut Zerlett wundern. Ein strunzdummes Wortspiel mit den phonetischen Ähnlichkeiten zwischen „Jäger“ und „Neger“ wird gar mehrfach verwendet, was exemplarisch für das Humorniveau von 7 Zwerge stehen kann.

Es ist nichts gegen mehr oder minder unzusammenhängende Gagnummern zu sagen, aber 7 Zwerge ist weit von der Qualität eines Bananas von Woody Allen oder Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft entfernt. Der Humor ist bieder, nicht anarchisch und erschöpft sich in einer bemerkenswerten Bräsigkeit. Eine gewisse Muffigkeit hängt über dem Ganzen, besonders gut illustriert durch Zipfelmützen, die als Phallussymbol herhalten müssen. Da lacht der Spießbürger. Das Unvermögen des Films geht so weit, dass nicht einmal eine Jurassic Park-Anleihe sauber durchgeführt wird. War es zu viel verlangt, eine Gitarrensaite unter dem Tisch zu befestigen, um den Wasserglaseffekt zu replizieren? Letztlich ist alles Geschmackssache, wie immer, aber es fällt doch schwer, sich Menschen vorzustellen, die sich von 7 Zwerge bestens unterhalten fühlen und sich jenseits der frühen Pubertät aufhalten.

Einzig die handwerkliche Qualität des Films ist in Ordnung, die Sets und die Requisiten sind liebevoll gemacht, ebenso die Kostüme, und der Soundstage-Charme ist ohnehin eine ganz eigene Sache. Doch was nützt es, wenn alles andere eine Zumutung ist, von der hölzernen Regie Sven Unterwaldts bis zu den peinlichen Eskapaden wie dem schon erwähnten „Zwergenhalma“? 7 Zwerge ist Kino der aktiven Zuschauerbeleidigung, auf Autopilot inszeniert und so dümmlich, dass es niemals gut werden kann. Urplötzlich erscheint ein weiteres Otto-Soloprojekt wie das bedeutend kleinere Übel.




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