Montag, 24. Februar 2014

Planet der Affen: Prevolution (2011)




PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION
(Rise of the Planet of the Apes)
USA 2011
Dt. Erstaufführung: 11.08.2011
Regie: Rupert Wyatt

Zehn Jahre sollte es dauern, bis nach dem Remake-Desaster, dass Tim Burtons Planet der Affen darstellte, das Kinopublikum wieder einen Film aus dem seit 1968 bestehenden Franchise sehen sollte. Doch was sollte man erwarten? Die zwei letzten Filme waren die zwei schlechtesten der gesamten Reihe, das Original aus den Sechzigern stand immer noch unangefochten an der Spitze aller Bewegtbild-Produkte, die aus Pierre Boulles Roman hervorgegangen waren und dann wurde der Film auch noch als Prequel, also als Vorgeschichte zu allem im Franchise existierenden angepriesen. Hatte Hollywood denn nicht inzwischen genug von all den Reboots, Fortsetzungen, Prequels und was noch nicht alles? Planet der Affen: Prevolution schien von Anfang an verloren zu haben. Doch dann passierte etwas Unerwartetes: der vom relativen Newcomer Rupert Wyatt (The Escapist – Raus aus der Hölle) inszenierte Film war gut. Mehr noch, er war wirklich gut. Und nach knapp 100 Minuten kurzweiliger Spielzeit war es gewiss: Prevolution ist der beste Planet der Affen-Film seit Franklin J. Schaffners Original. So einfach ist es.

Will Rodman (James Franco) arbeitet mit Schimpansen in einem Labor, in dem ein Heilmittel für Alzheimer und andere degenerative Erkrankungen entwickelt wird. Kurz vor dem entscheidenden Durchbruch und der damit zusammenhängenden Finanzierung läuft ein noch in freier Wildbahn gefangenes Schimpansenweibchen Amok, verschreckt die Investoren und muss erschossen werden. Wie sich herausstellt verteidigte es nur sein Junges, das unbemerkt im Labor geboren wurde. Will nimmt den bald auf Caesar hörenden Affen mit nach Hause, auch in der Hoffnung, dass solch ungewöhnliche Interaktion für seinen an Alzheimer erkrankten Vater Charles (John Lithgow) eine Bereicherung sein könnte. Caesar legt alsbald ungewöhnliche Intelligenz an den Tag und es stellt sich heraus, dass das Mittel zur Gehirnregeneration, mit dem seine Mutter behandelt wurde, einen Effekt auf ihn im Mutterleib hatte: weil nichts repariert werden musste, verbesserten sich Caesars kognitive Fähigkeiten bis zu dem Punkt, dass er das womöglich intelligente Tier auf Erden sein könnte. Mit den Jahren wird nicht nur Caesar immer schlauer, auch Charles, der von seinem Sohn heimlich mit dem Mittel behandelt wurde, regeneriert sich. Doch als Caesar irgendwann seine körperliche Überlegenheit gegen eine Bedrohung seiner Adoptivfamilie einsetzt, wendet sich das Blatt. Er kommt in eine Verwahreinheit für Menschenaffen und in dem hochintelligenten Schimpansen wächst der Plan, ob der miserablen Behandlung dort und dem Wissen um das Treiben im Forschungslabor, sich und seine Artgenossen von dem Joch der Menschheit zu befreien…

Prevolution, dessen deutscher Titel eher wie eine ganz schlechte Idee nach durchzechter Nacht daherkommt, sollte nicht in Kontinuität mit den bisher existierenden Filmen der Reihe gebracht werden. Ein solches Unterfangen ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil Wyatts Film sich als erster Teil eines gänzlich eigenständigen Affen-Universums versteht. Es gibt viele Verweise auf den Schaffner-Film und mit den kurzen Nachrichteneinblendungen einer verloren gegangenen Weltraummission legt man auch das Fundament für eine zukünftige an Planet der Affen angelehnte Geschichte, aber es ist müßig zu versuchen, Cornelius, Zira und die anderen Protagonisten aus den älteren Filmen in irgendeinen Einklang mit Prevolution zu bringen.

Befreit von dem Zwang, der ohnehin wackeligen Kontinuität der früheren Saga zu folgen, kann sich Prevolution ganz auf die Generierung einer neuen Storyline konzentrieren. Die Affen hier sind das Ergebnis von Experimenten und nicht einer beschleunigten Evolution, gepaart mit Zeitreiseparadoxen wie in den 1970er Jahren. Zudem ist sich der Film der natürlichen Intelligenz von Menschenaffen sehr wohl bewusst und inszeniert Caesars Bewusstwerdung auch konsequent nicht als gigantischen Sprung, sondern als innerhalb der Narrative nachvollziehbaren nächsten Schritt. Es musste nur etwas nachgeholfen werden, der Film macht keinen Hehl daraus, dass Schimpansen auch so bereits denkfähige Geschöpfe sind. Umso effektiver ist das Finale. Prevolution verzichtet darauf, schaurige Umgebungen wie etwa der Labor in 28 Days Later zu zeigen, in dem ein Schimpanse mit Bilder menschlicher Gewalt gefoltert wird, aber er verschweigt auch nicht, dass der Umgang der Arten auf einem simplen Oben/Unten-Schema beruht, auch wenn die kognitiven Fähigkeiten gar nicht so unterschiedlich sind, wie oft behauptet wird. So verbringt der Film für einen Sommer-Blockbuster bemerkenswert viel Zeit damit, Charaktere und Situationen einzuführen und der Zuschauer findet sich über weite Teile involviert in Caesars Gedankengänge wieder, bis sich im actionreichen Showdown die nachvollziehbar gerechte Wut entlädt. Dabei geht es den Affen gar nicht um einen Umsturz, sondern lediglich um ein selbstbestimmtest Leben. Wenn sich die Menschen in Form der Polizei auf der Golden Gate Bridge gegen die Affen stellen ist das auch ein Versuch, die bisher gängige Ordnung aufrecht zu halten. Herrschende geben ungern Macht ab und hier sind die Herausforderer auch noch Angehörige anderer Spezies‘.

Planet der Affen: Prevolution lässt sich sicherlich wie jeder andere Film auf plot holes abklopfen, aber im Großen und Ganzen ist der Film sehr gut konstruiert. Er bringt alle Figuren in Stellung, liefert Erklärungen für die Beweggründe der Affen und etabliert Ankerpunkte, die in den kommenden Fortsetzungen von Wichtigkeit sein werden. Prevolution ist cleverer, vor allem aber unterhaltsamer als das Gro der gängigen Studioblockbuster. Einzig die menschlichen Figuren sind schwach, vor allem Freida Pinto als Veterinärin wird in einer undankbaren Rolle verheizt. Die digitalen Affen, angeführt von Andy Serkis als Caesar, sind dagegen stark. Ähnlich wie im Herr der Ringe, in dem Serkis als Gollum die beste Performance ablieferte, macht er hier aus Caesar die interessanteste Figur des ganzen Films und sprengt damit geradezu kongenial die Artengrenze. Denn auch wenn seine Intelligenz menschliches Niveau erreicht, bleibt Caesar doch auch Schimpanse. Diese Form des Hybriden wurde von keinem bisherigen Planet der Affen-Film erreicht.

Planet der Affen: Prevolution ist trotz zurückgefahrener Actionelemente temporeich erzählt, kurzweilig und unterhaltsam, dabei die Intelligenz des Publikums nicht beleidigend und hervorragend konstruiert und in Szene gesetzt. Man musste lange warten, um nach Schaffners Version wieder einen solch guten Beitrag zur Reihe zu sehen. Das Warten hat sich gelohnt.



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