Sonntag, 6. Oktober 2013

After Earth (2013)




AFTER EARTH
USA 2013
Dt. Erstaufführung: 06.06.2013
Regie: M. Night Shyamalan

M. Night Shyamalan ist nicht zu beneiden. Nach seinem überbewerteten Erfolg The Sixth Sense schien er kurzfristig ein Regie führender König Midas zu sein: alles, was er berührte, wurde zu Gold. Nach der Geisterstory mit Bruce Willis folgten Unkreakable – Unzerbrechlich und Signs – Zeichen, alles Erfolge. Die Reaktionen auf The Village – Das Dorf waren da schon zwiespältiger und spätestens mit der gnadenlos misslungenen Märchengeschichte Das Mädchen aus dem Wasser begann der rasante Fall. Es folgten der lachhafte The Happening und der Mittelfinger für alle Fans der zugrundeliegenden Serie, Die Legende von Aang. Taglines wie die für den von ihm produzierten Devil („Ein neuer Alptraum von M. Night Shyamalan“) sorgten in US-Kinos für große Erheiterung. Ist das nun alles nur die unfaire Behandlung eines in Ungnade gefallenen Regisseurs, der sich noch so sehr anstrengen könnte und immer nur Verrisse ernten würde? Nach After Earth ist klar: Unfair ist an diesem Echo nichts. Shyamalan dreht schlich und einfach schlechte Filme.

Die Menschheit hat die Erde verlassen und sich auf den Planeten Nova Prime angesiedelt. Dort stießen sie allerdings auf feindlich gesinnte, nicht näher beschriebene Aliens, die Monster, die Ursas, züchteten, um die Menschen zu vernichten. Ursas können nicht sehen, wohl aber die bei Furcht produzierten Pheromone erschnüffeln und dementsprechend zuschlagen. Zum Glück kam die Rettung in Form von Cypher Raige (Will Smith), der seine Angst vollkommen besiegen und so die Ursas in Schach halten konnte. Diese „Ghosten“ genannte Fähigkeit hat sich scheinbar nicht so recht auf den sensiblen Sohn Kitai (Jaden Smith) übertragen, der so gern in die Fußstapfen des Vaters treten würde, nachdem er hilflos mit ansehen musste, wie seine Schwester von einem Ursa getötet wurde. Als Vater und Sohn zusammen auf den Weg zu einem Ausbildungslager sind, gerät ihr Raumschiff in Turbulenzen. Das eingeleitete Rettungsmanöver verschlägt sie zur Erde, auf die sie abstürzen. Kitai und Cypher sind die einzigen Überlebenden und mit dem Vater schwer verletzt liegt es nun am Sohn, den Notrufsender aus dem 100 Kilometer von ihnen entfernt niedergegangenen Heck des Schiffs zu bergen und Hilfe zu holen. Kitai erwartet nicht nur eine 1000 Jahren ohne den Menschen ausgekommene Natur, sondern auch ein Ursa, der zu Trainingszwecken an Bord des Schiffs transportiert wurde…

After Earth besteht aus drei Teilen, von denen keiner schlussendlich funktioniert. Zum einen ist es ein generischer Abenteuerfilm, zum anderen ein Science-fiction-Film, bei dem niemand die gigantischen Plot-Holes bemerkt hat und zu guter Letzt eine Vater/Sohn-Geschichte, die erstaunlich vielversprechend beginnt, letztlich aber ebenso versagt wie alles andere. Das zugrundeliegende Dilemma hat Potenzial: der Sohn will so werden wie der Vater, kann es aber nicht, weil sie zwei völlig unterschiedliche Charaktere sind. Die unausgesprochenen Vorwürfe, die mit dem Tod der Schwester, dem vom Vater bevorzugten Kind, zusammenhängen, liegen bleiern in der Atmosphäre zwischen den Beiden. Doch jegliches Potenzial wird verschenkt, indem Shyamalan seine beiden Figuren recht schnell voneinander abschneidet und Kitai einen unmotivierten Initiationsritus durchlaufen lässt. Und am Ende werden nicht die Unterschiede von Vater und Sohn, ihre Individualität, gefeiert, sondern die Anerkennung kann sich der Sohn erst dann sichersein, wenn er seinen Charakter so weit aufgibt, dass er dem Vater gefällt. Die lange ersehnte Anerkennung ist nur durch Anpassung möglich. Da hilft es auch nicht, dass man Kitais Kampf mit dem Ursa offenbar als Befreiungsschlag lesen soll, nutzt er dazu doch nicht seine genuin eigenen Fähigkeiten, sondern die seines Vaters. Was tut man nicht alles dafür, dass Daddy stolz ist. Merkt euch Kinder: Macht es genauso, wie es euer Vater von euch verlangt und ihr werdet das bekommen, was ihr wollt. Auch wenn ihr am Ende nicht mehr die Person sein werdet, die beispielsweise eure Mutter in euch erkannt hat.

Neben dieser charmanten interfamiliären Botschaft bietet der Film auch noch schlechte computergenerierte Tiere, alberne Monster und viele unbeantwortete Fragen. Die feindlichen Aliens haben Raumschiffe, warum setzen sie diese nicht gegen die Menschen ein und entwickeln stattdessen klobige Ursas? Warum lassen sie sich von einer Handvoll „ghostener“ Menschen so sehr ins Bockshorn jagen? Und warum meint Shyamalan, dass wir nach einen gefühlt 30-sekündigen Prolog solche Fragen nicht mehr stellen werden? Oder dass wir auf einen solch standardisierten Abenteuerfilm anspringen, wie er ihn präsentiert? After Earth meint (oder hofft), dass wir uns so in die Geschichte saugen lassen, dass wir all die Ungereimtheiten nicht mehr hinterfragen. Kein Film ist perfekt, überall gibt es Plot-Holes, aber Shyamalan glaubt etwas zu sehr daran, dass wir die zahlreichen Elefanten im Raum nicht bemerken. Selbst, wenn man darüber hinwegsehen kann, ist After Earth auch noch ziemlich albern. Lachhafte Dialoge wechseln sich mit ebenso unfreiwillig komischen Szenen ab wie jene, in der Kitai beim Basejump (!) von einem Adler attackiert (!!) und in sein Nest gebracht wird (!!!). Ach ja, und eben jener Adler stellt sich als altruistischer Menschenfreund heraus. Ah-ha.

After Earth ist ein genügsamer Film, der den Zuschauer konstant unterfordert und unterschätzt, seine talentierten Darsteller in undankbaren Rollen verheizt und uns mit Albernheiten und Faulheit abzuspeisen versucht. M. Night Shyamalans Name wurde aus der Marketingkampagne wohlweislich herausgehalten, geholfen hat es nichts. Denn ein schlechter Film bleibt ein schlechter Film, egal ob man sich zum Regisseur bekennt oder nicht.



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