Mittwoch, 28. August 2013

Jack Reacher (2012)




JACK REACHER
USA 2012
Dt. Erstaufführung: 03.01.2013
Regie: Christopher McQuarrie

Jack Reacher gehört zu jenen Filmen, zu denen eine Rezension zu schreiben nicht nur eine Herausforderung ist, sondern auch ziemlich überflüssig, wenn man es genau betrachtet. Ersteres, weil dies ein Film wie Tausend andere Thriller ist, Zweiteres weil Fans der titelgebenden Figur, entsprungen aus der „Gebrauchsliteratur“ von Lee Child, den Film so oder so sehen werden. Warum sich also abmühen, zumal auf uns Kritiker doch sowieso niemand hört? Einfache Antwort: Weil es unser Job ist, auch wenn uns etwas so gnadenlos Durchschnittliches wie Jack Reacher über den Weg läuft.

Ein ehemaliger Militärscharfschütze erschießt fünf willkürlich ausgewählte, unschuldige Menschen. Der Schuldige wird schnell geschnappt und verlangt während seines Verhörs nur, Jack Reacher (Tom Cruise) zu holen. Dieser hat die Ereignisse in den Medien verfolgt und reist bereits an, will er doch dabei helfen, die Schuld des Mannes zu beweisen, brachte Reacher, seines Zeichen gesetzloser Ermittler, den Schützen doch schon einmal wegen eines ähnlichen Verbrechens vor Gericht. Zusammen mit der Verteidigerin Helen (Rosamund Pike) macht sie Reacher an die Arbeit – und entdeckt immer mehr Hinweise darauf, dass an der Geschichte sehr viel mehr dran sein könnte als auf den ersten Blick scheint. Womöglich ist der Schütze gar unschuldig und der wahre Mörder noch auf freiem Fuß…

Man muss dem Film zugutehalten, dass seine Eröffnungssequenz ziemlich effektiv daherkommt. Der Anschlag ist spannend und furchterregend inszeniert, nur danach soll der Film nie wieder diesen Intensitätslevel erreichen. Action in Jack Reacher heißt eine generische Autoverfolgungsjagd oder eine dermaßen alberne Rangelei in einem Badezimmer, dass man sich kaum entscheiden kann, ob dies gewollt oder unfreiwillig komisch sein soll. Charakter in Jack Reacher zu sein heißt, als Tom Cruise von allen Frauen angehimmelt zu werden oder als Helen blöde Fehler zu machen und viel Brust zu zeigen. Ach, und sehr fotogen auf einem Stuhl zu sitzen, wenn man eine Waffe an den Kopf gehalten bekommt. Da kann auch der Coup nicht helfen, Regielegende Werner Herzog als Schurke zu besetzen, der von Christoph Waltz ein paar Tipps hätte einholen sollen, wie man sich gelungen selbst synchronisiert. Alle anderen Darsteller stolpern durch den Film und warten auf die Gage.

Wenn man Jack Reacher verteidigen will, dann könnte man sagen, es sei ein Old-School-Thriller, der weniger auf die Überwältigung denn auf die Konstruktion und Lösung des Falles aus ist. Nur leider ist beides hier kaum interessant und wie ein Thriller alter Schule aussehen kann, hat Roman Polanski mit The Ghostwriter vor einiger Zeit bereits eindrucksvoll demonstriert. Mit über zwei Stunden zieht sich der langweilig erzählte Plot zu lange hin, sind die Figuren zu uninteressant und dass man das baldige Ende herbeisehnt ist nie ein gutes Zeichen für einen Genrefilm, der den Zuschauer eigentlich packen und involvieren soll.

Eine epische Katastrophe ist der Film nicht, aber eben so hemmungslos genügsam, dass keine Spannung aufkommt. Mit Ausnahme der eiskalten Eröffnung und dem immerhin lobenswerten Ansatz, die fünf Opfer nicht als gesichtsloses Kanonenfutter zu behandeln (wir erfahren durch Helen etwas aus ihren Leben), bietet der Film nicht viel mehr als einen Thriller, der schon beim Sehen wieder vergessen wird. Das ist auch eine gewisse Leistung. Aber keine, auf die man übermäßig stolz sein sollte.




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